Ted Joans. Black Flower

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Das MCBA präsentiert die erste monografische Ausstellung über den US-amerikanischen Künstler Ted Joans (1928–2003), in dessen reichhaltigem, unklassifizierbarem Werk sich Einflüsse des Surrealismus, des Jazz, der Black Power und des Panafrikanismus vermischen.

Obwohl sein literarisches Werk – Gedichte, Jazzkritiken und autobiografische Erzählungen – heute am bekanntesten ist, schuf Ted Joans im Laufe seines Lebens auch ein visuelles Werk, das sich durch seinen Reichtum, seine formale Freiheit und seine Erfindungskraft auszeichnet. Bis heute weitgehend unbeachtet, wartet ein Grossteil dieser Zeichnungen, Collagen und experimentellen Filme darauf, entdeckt zu werden. Als Ergebnis intensiver Recherchen und einer engen Zusammenarbeit mit dem Nachlass des Künstlers vereint die Ausstellung zum ersten Mal eine Reihe aussergewöhnlicher Werke.

Ted Joans wurde 1928 geboren und wuchs zwischen Louisville (Kentucky) und Fort Wayne (Indiana) im Herzen eines von Rassentrennung geprägten Amerika als Sohn einer afroamerikanischen Familie von Bühnenkünstlern auf, die auf Dampfschiffen auftraten. In Zeitschriften, die seine Tante bei den weissen Familien mitnahm, bei denen sie als Hausangestellte arbeitete, entdeckte er den Surrealismus.

Joans, dessen künstlerisches Schaffen auf einer fundierten Bildung und einer grossen Experimentierfreude beruhte, begann als Trompeter in einer Be-Bop-Band. 1951 liess er sich in New York im Herzen von Greenwich Village nieder. Im künstlerischen Schmelztiegel der Beat Generation an der Seite von Jack Kerouac, Allen Ginsberg und Amiri Baraka begann er, seine Gedichte in Cafés vorzutragen, und fand allmählich zu seiner unverwechselbaren Ausdrucksweise. Sein von Langston Hughes beeinflusster literarischer Stil setzt ein ausgeprägtes schwarzes Bewusstsein voraus und zeichnet sich durch einen intensiven Rhythmus und eine von Blues und Avantgarde-Jazz zutiefst geprägte musikalische Sprache aus. Parallel dazu begann er zu malen zu einem Zeitpunkt, da sich der abstrakte Expressionismus in der Kunstszene durchsetzte.

Angesichts des anhaltenden Rassismus in den Vereinigten Staaten liess sich Joans Anfang der 1960er-Jahre in Paris nieder und führte von nun an ein unstetes Leben zwischen Europa und Afrika, wo er einen Teil des Jahrs verbrachte – zunächst in Tanger (Marokko), dann in Timbuktu (Mali). In Paris trat er der afroamerikanischen Exilgemeinde bei und knüpfte Beziehungen zu anderen Künstlerkreisen, insbesondere in Amsterdam und Kopenhagen, wo er engagierte Happenings veranstaltete, und in Westdeutschland, wo er von den militanten Kreisen der Gegenkultur gut aufgenommen wurde. Während eines Aufenthalts in West-Berlin 1983–1984 begann er eine Reihe von 8-mm-Kurzstummfilmen zu drehen, die Silent Poems, die, von Jazzmusik begleitet, unerwartete, oft spannende Bezüge schaffen.

Mit Worten, Klängen oder Bildern machte Ted Joans die Collage zu einem spielerischen und zugleich subversiven ästhetischen Verfahren. Sein synkretistisches Werk ist geprägt von der schwarzen intellektuellen Tradition und voller Verweise auf die westliche Kunstgeschichte. Obwohl André Breton ihn als «den «einzigen afroamerikanischen Surrealisten» bezeichnete, reiht sich Joans in eine breitere Tradition ein, die man mit Amiri Baraka als «Afro-Surrealismus» bezeichnen kann. Fasziniert von Afrika, das er den «surrealistischen Kontinent» nannte, bemühte er sich, eurozentrische Narrative zu dekonstruieren, getragen von einem panafrikanischen Engagement, das die Beziehungen zwischen den afrostämmigen Völkern und ihren kulturellen Wurzeln wiederherzustellen suchte.

Ausstellungskuratorium: Pierre-Henri Foulon, Konservator zeitgenössische Kunst, MCBA

Credits und Bildunterschrift:
Ted Joans, «#1 The very first of “some of our Forefathers were old masters”», 1990. Collage on postcard, 10,5 x 15 cm. MCBA, acquisition 2023. © Estate of Ted Joans, courtesy Laura Corsiglia and Zürcher Gallery New York/Paris. Photo: MCBA

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