
Vallotton Forever. Die Retrospektive
Lausanne, die Geburtsstadt von Félix Vallotton (1865–1925), zeigt anlässlich des 100. Todestags des Künstlers die grösste Retrospektive, die ihm je ausgerichtet wurde. Auf der Plateforme 10 vereint, bieten das Musée cantonal des Beaux-Arts (MCBA), das eine bedeutende Sammlung seiner Werke bewahrt, und das Dokumentations- und Forschungszentrum der Fondation Félix Vallotton einen neuen Blick auf diesen Künstler mit seinem hellsichtigen, kritischen Geist und seinem bissigen Humor.
Auf rund 1400 Quadratmetern stellt ein chronologischer und thematischer Rundgang zum ersten Mal alle Facetten von Vallottons Schaffen vor: Der Maler und Druckgrafiker tritt in Dialog mit dem Illustrator und Pressezeichner. Über 250 Exponate, darunter zahlreiche Meisterwerke aus Schweizer und europäischen Sammlungen, laden dazu ein, diesen aussergewöhnlichen Künstler der Moderne neu zu entdecken.
Vallotton Forever zeichnet zunächst Vallottons Anstrengungen nach, sich in Paris, wohin es ihn mit 16 Jahren zieht, einen Namen zu machen: seine Anfänge im offiziellen Salon, die Holzschnitte, die seinen Durchbruch bedeuten, die Pressezeichnungen,
die von seinem sozialen Engagement zeugen, die Buchillustrationen und schliesslich die Gemälde mit den berühmten Interieur Szenen. Ab 1893 gehört Vallotton der Gruppe der Nabis an und kämpft innerhalb der postimpressionistischen Avantgarden für eine
symbolistische und dekorative Kunst. Anschliessend geht es um den tiefgreifenden Wandel, mit dem sich Vallotton zur allgemeinen Überraschung realistischen
Strömungen zuwendet. Gestärkt durch den guten Ruf, den er sich erworben hat,
widmet er sich nun ausschliesslich der Malerei. Seine Bilder stellen die traditionellen
Genres in Frage: Akt, Porträt, Landschaft, Stillleben und Historienmalerei. Sein Dialog mit den Meistern der Vergangenheit, seine durchdachten Kompositionen und leuchtenden Farben lassen die vielversprechende Zukunft einer damals in der Krise befindlichen figurativen Malerei erahnen. Von 1905 bis zu seinem Tod arbeitete er in völliger Unabhängigkeit fernab aller modernistischen Tendenzen.
Bereits 1992–1993 hatte eine Retrospektive im Musée cantonal des Beaux-Arts (MCBA) die Bedeutung des Künstlers hervorgehoben. Dreissig Jahre später ist Vallotton dank Ausstellungen in Paris, Amsterdam, Tokio, London und New York, die ein zahlreiches Publikum anzogen, zu einer festen Grösse geworden. Heute bietet sich in Lausanne einer neuen Generation die Gelegenheit, diesen faszinierenden Künstler kennenzulernen, während die Passionierten seine Meisterwerke wiederfinden und neue Entdeckungen machen können. Vallotton für alle und forever.
Kuratorium: Catherine Lepdor, Chefkonservatorin, MCBA, und Katia Poletti, Konservatorin der Fondation Félix Vallotton, Lausanne, assistiert von Camille de Alencastro, wissenschaftliche Mitarbeiterin, MCBA
Besichtigungsführer einsehenFélix Vallotton, «En promenade», um 1895. Öl auf Karton, 33,2 × 45,6 cm. Privatbesitz. Foto: Peter Schälchli, Zürich
Félix Vallotton
Biografie
1865-1925
- 1865. Félix Vallotton wird in Lausanne in eine protestantische Familie geboren. Sein Vater Adrien Vallotton ist Drogist und anschliessend Chocolatier.
- 1882. Lässt sich mit 16 Jahren endgültig in Paris nieder. Absolviert seine künstlerische Ausbildung an der Académie Julian bei den akademischen Malern Jules Lefebvre und Gustave Boulanger.
- 1885. Stellt im Salon des artistes français aus. Seine ersten Gemälde, Porträts, sind von seiner Vorliebe für Modernität und Realismus geprägt.
- 1891. Beginnt mit dem Holzschnitt. Erregt Aufsehen durch die Radikalität seines innovativen Stils, der auf der direkten Nebeneinandersetzung schwarzer und weisser Flächen beruht. Seine anarchistischen Sympathien kommen in seinem kritischen Blick auf die soziale Unterdrückung zum Ausdruck.
- 1893. Tritt den Nabis bei, einer avantgardistischen Kunstbewegung mit symbolistischer Ausrichtung. Die Gruppe schätzt Linie, Kontur und flächige Farbgebung aufgrund von deren Ausdruckskraft. Freundet sich mit Édouard Vuillard an.
- 1894. Beginnt seine Karriere als Pressezeichner.
- 1895. Ist bis 1902 fester Illustrator der Zeitschrift La Revue blanche.
- 1896. Sein Autoportrait à l’âge de vingt ans (1885) wird vom Musée des Beaux-Arts Lausanne erworben und ist somit sein erstes Gemälde, das in eine öffentliche Sammlung gelangt.
- 1897. Seine kleinformatigen NabiGemälde stellen Interieur- und Pleinair-Szenen dar, die von weiblichen Akten belebt sind.
- 1899. Anerkennung seines Talents, verstärkt durch seine finanzielle Sicherheit aufgrund seiner Heirat mit Gabrielle RodriguesHenriques, Tochter des Kunsthändlers Alexandre Bernheim.
- 1900. Erlangt die französische Staatsbürgerschaft, ohne seine Schweizer Nationalität aufzugeben.
- 1903. La Revue blanche stellt ihr Erscheinen ein, und die Nabis lösen sich auf. Erste Einzelausstellung in der Galerie Bernheim-Jeune. Erster Ankauf eines Gemäldes durch den französischen Staat anlässlich der Eröffnung des Salon d’automne, zu dessen Gründungsmitgliedern Vallotton gehört.
- 1904. Verwirklicht seinen Wunsch, sich ausschliesslich der Malerei zu widmen. Seine Gemälde bekräftigen nun seinen Willen, zum Realismus und zu den traditionellen Genres – Porträt, Akt, Landschaft, Stillleben und Historienmalerei – zurückzukehren. Erste grossformatige Akte.
- 1908. Lernt Hedy und Arthur Hahnloser kennen, ein Sammlerpaar in Winterthur, das seine Kunst in der Deutschschweiz bekannt macht. Unterrichtet bis 1918 an der Académie Ranson in Paris.
- 1909. Erste Einzelausstellung in der Schweiz im Künstlerhaus Zürich. Verbringt von jetzt an alle Sommermonate in Honfleur, wo seine Reflexion über die «komponierte Landschaft» Gestalt annimmt, eine Malerei, die laut ihm «frei von jedem buchstäblichen Respekt vor der Natur» ist. Champagne und Argonne geschickt. Nach seiner Rückkehr entstehen zahlreiche Landschaften, die von diesen.
- 1910. Erste Einzelausstellung bei Eugène Druet, seinem offiziellen Kunsthändler in Paris.
- 1912. Lehnt gleichzeitig mit seinen Freunden Pierre Bonnard, Édouard Vuillard und Ker-Xavier Roussel die Ehrenlegion ab.
- 1913. Russlandreise nach Sankt Petersburg und Moskau. Nimmt an der Armory Show (New York, Chicago, Boston) teil.
- 1914. Der Krieg schadet seinem Erfolg abrupt und stürzt ihn in eine Depression. Seine freiwillige Meldung zum Kriegsdienst wird aufgrund seines Alters abgelehnt. Erste Einzelausstellung in Lausanne in der 1913 von seinem Bruder Paul eröffneten Lausanner Filiale der Galerie Bernheim-Jeune.
- 1917. Bewirbt sich um einen künstlerischen Auftrag bei der Armee und wird an die Fronten von kriegszerstörten Regionen inspiriert sind.
- 1920. Erster Aufenthalt in Cagnes auf der Suche nach einem milderen Klima; verbringt dort von nun an jeden Winter.
- 1925. Muss sich für eine Krebsoperation in eine Klinik begeben. Stirbt drei Tage später am Tag nach seinem 60. Geburtstag.
Fondation
Die Fondation Félix Vallotton wurde 1998 gegründet als Dokumentations-, Forschungs- und Verbreitungszentrum für die Kenntnisse über das Leben und Werk des Malers, Druckgrafikers, Illustrators und Schriftstellers Félix Vallotton. Seit 2019 ist sie im Gebäude des Musée cantonal des Beaux-Arts Lausanne (MCBA) untergebracht. Dank öffentlicher, institutioneller und privater Unterstützung hat sie mehrere Nachschlagewerke veröffentlicht: die kritischen Werkkataloge Félix Vallotton (1865–1925). L’œuvre peint (2005) und Félix Vallotton illustrateur (2025) sowie Félix Vallotton. Critique d’art (2012). Neben ihrer Forschungstätigkeit ist die Fondation Ko-Kuratorin internationaler Ausstellungen, darunter Félix Vallotton. Le feu sous la glace (Paris, Amsterdam, Tokio, 2013–2014) und Félix Vallotton. Painter of Disquiet (London, New York, 20192020), zwei Retrospektiven, die bei Publikum und Kritik grossen Anklang fanden.
Website: felixvallotton.ch
Ansichten der Ausstellung
Publikation
Verlinkte Ausstellung
2025 l Année Vallotton
Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen
Kulturinstitutionen feiern die Aktualität von Félix Vallotton (1865–1925) anlässlich des hundertsten Todestages des Künstlers. In der ganzen Schweiz bieten Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen die einmalige Gelegenheit, dem aussergewöhnlichen Maler, Grafiker, Illustrator und Schriftsteller zu begegnen.
Die teilnehmenden Institutionen, gemeinsam mit dem MCBA:
- Fondation Félix Vallotton, Lausanne
- Kunst Museum Winterthur, Reinhart am Stadtgarten et Villa Flora
- Musée Jenisch, Vevey
- Photo Elysée, Lausanne
- mudac, Lausanne
- Centre des littératures en Suisse romande, Université de Lausanne
- Museo Castello San Materno, Ascona
- Institut suisse pour l’étude de l’art (SIK-ISEA), Lausanne et Zurich
Partnern
Die Ausstellung wird unterstützt von der Banque Cantonale Vaudoise, der Loterie Romande, der Fondation Philanthropique Famille Sandoz, der Ernst Göhner Stiftung und der Françoise Champoud Stiftung.
Die kommentierten Führungen werden mit Unterstützung der Vaudoise Assurances angeboten.










