Hervé Graumann
Buchet-Preis 2006
Der Gustav-Buchet-Preis geht dieses Jahr an Hervé Graumann. Die Preisverleihung findet am Freitag, 9. Juni 2006, um 18.30 Uhr anlässlich der Ausstellungseröffnung im Espace Arlaud in Lausanne statt. Die Ausstellung, von der Stiftung Gustave Buchet in Zusammenarbeit mit dem Musée cantonal des Beaux-Arts Lausanne organisiert wird, bietet dem Preisträger eine Plattform, um sein Werk einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Nach Anne Blanchet im Jahr 2000 und Christian Floquet 2003, präsentiert nun Hervé Graumann eine Auswahl an neueren und für seine Kunst repräsentativen Arbeiten.
Seit Ende der achtziger Jahre entwickelt sich das Werk von Hervé Graumann (geboren 1963 in Genf, wo er lebt und arbeitet) parallel zur digitalen Technologie. Der Künstler verfremdet, hinterfragt, kritisiert, prüft und spielt mit den Tools, dem formalen Vokabular und der Logik, die spezifisch für dieses neue Medium sind. 1993 erfindet Hervé Graumann den virtuellen Maler Raoul Pictor. Mit dem Computerprogramm Raoul Pictor cherche son style… (Raoul Pictor sucht seinen Stil…) erzeugt der Künstler eine unendliche Bilderflut. Führt Hervé Graumann Regie – für seine Trickfilme oder Internetprojekte – erfindet er aus diesem virtuellen Universum gleichzeitig auch plastische Gleichwertigkeiten. Dabei wendet er das Prinzip des «Samplens» an, indem er verschiedene Alltagsobjekte in Quadrate aufteilt, diese nummeriert, in kleine Vierecke ausschneidet und wieder sorgfältig zusammenfügt. Dabei wird nicht mehr das Originalobjekt rekonstruiert, sondern dessen Abbild. Nach der gängigen Computertechnik des Kopierens/Einfügens, reproduziert er manuell ein immer gleiches Modul, bestehend zum Beispiel aus einer Assemblage von industriellen Objekten, um daraus grosse Raumkompositionen zu gestalten, so genannte Patterns (Muster). Damit ergeben sich eine Art «elektronische Stilleben», in denen sich das Original in der Wiederholung des Motivs verliert.
Für seine Ausstellung im Espace Arlaud präsentiert Hervé Graumann ein bislang unveröffentlichtes Pattern. Die zusammengesetzten Objekte sind oftmals trivial und unbedeutend. Im Vordergrund stehen ihre formale Qualität, ihre Leuchtkraft und das Flimmern ihrer Farben sowie ihre serielle Natur. Damit werden sie gestaltende Elemente des sich ständig wiederholenden Motivs, das sich entlang eines unpassierbaren Korridors im Raum ausbreitet. Gleichzeitig beobachtet der Besucher diese Szenerie durch eine Glasscheibe, als ob er in einen Bildschirm hineinschauen würde. In einem zweiten Raum laden zwei Videos den Besucher ein, virtuell in das Innere einer fotografischen Landschaft einzutauchen. Doch je mehr der Betrachter in die Landschaft vordringt, je ungenügender werden die fotografischen Informationen. Er befindet sich nun in einem Raum, in dem die abstrakten Farbebenen die Lücken füllen und der Landschaft damit einen gleichzeitig fantastischen wie unwahrscheinlichen Charakter verleihen. Eine Serie von Fotografien, die aus diesem digitalen Universum hervorgegangen ist, ergänzt die Ausstellung, die als Ganzes den Status der Bilder hinterfragt.