Train Zug Treno Tren.
Voyages imaginaires

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Mit mehr als 60 Meisterwerken von Giorgio de Chirico bis Edward Hopper und von Paul Delvaux bis Leonor Fini nimmt uns die Ausstellung mit auf eine spannende Bahnreise.

Die Eisenbahn, welche die Moderne ebenso feiert, aber auch kritisiert, ist untrennbar mit der Ideologie des siegesgewissen Fortschritts im Industriezeitalter verbunden und erzeugt in der künstlerischen Imagination erstaunlich widersprüchliche Effekte. Züge verkörpern den Rationalismus wie das Irrationale.

Indem die Futuristen die Geschwindigkeit und die Bewegung der Maschinen preisen, geben sie sich einer glühenden Leidenschaft für das Werden der Dinge hin. Im Surrealismus nähren Eisenbahnkatastrophen und Reiseberichte nicht nur dunkle Fantasmen, sondern der Zug enthüllt auch ein erotisches und poetisches Potenzial als Instrument für Tagträume und die Entstehung von Metonymien und visuellen Metaphern. In der Kunst von Edward Hopper und Paul Delvaux sind menschenleere Züge und Bahnhöfe von Geheimnis und Einsamkeit geprägt. Die Bahnhöfe sind keine Orte für Eisenbahner oder Passagiere, sondern bieten Raum für Traum und Illusion, Langeweile und Traurigkeit. Die Züge kennen weder Fahrpläne noch Passagiere oder Ziele.

Obwohl die Eisenbahn im kollektiven Traum von der Eroberung neuer Räume vom Flugzeug und bald auch von der Rakete verdrängt wird, verschwindet sie nicht aus der Vorstellungswelt der Kunstschaffenden der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die sich die Modelleisenbahn aneignen, dieses Kinderspielzeug verfremden und ihm seine Unschuld rauben.
Als Bannerträger der Moderne lädt der Zug Sie zu imaginären Reisen ein.

Ausstellungskurator: Camille Lévêque-Claudet, Konservator

Credits und Bildunterschrift:
Paul Delvaux, Solitude, 1955, Öl auf Tafeln, 99,5 × 124 cm. Collection de la Fédération Wallonie-Bruxelles. ©Paul Delvaux Foundation - St. Idesbald/2022, ProLitteris, Zurich. Foto: Fédération Wallonie-Bruxelles

Publikation

Train Zug Treno Tren. Voyages imaginaires

Camille Lévêque-Claudet (dir.), Lausanne, Musée cantonal des Beaux-Arts und Scheidegger & Spiess, 2022, 176 p. ill. (de.)

Zu bestellen in der Buchhandlung-Boutique des MCBA: shop.mcba@plateforme10.ch

CHF 35.-

Plateforme 10:
Drei Museen an einem bedeutsamen Ort beim Bahnhof von Lausanne

MCBA, Photo Elysée und mudac: Train Zug Treno Tren

Die drei Eröffnungsausstellungen Train Zug Treno Tren, der Museen von Plateforme 10, die vom 18. Juni bis 25. September 2022 zu sehen sind, bereichern die Metapher der Eisenbahn und würdigen die Geschichte des Geländes in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs und dessen Bedeutung als Etappe des legendären VenedigSimplon-Orient-Express.
Die Ausstellungen kreieren Überschneidungen von Blickwinkeln und befreien sich von der sprichwörtlichen Bedeutung oder Chronologie. In einer subtilen Mischung aus Identitätskraft, Kreativität und Zusammenspiel symbolisiert das Angebot die Einzigartigkeit von Plateforme 10 als kulturelle Bereicherung und lebendigem Kunstquartier.

Photo Elysée
Destins croisés

Die Ausstellung Destins croisés erforscht neue Ansätze zu mehr als anderthalb Jahrhunderten Eisenbahngeschichte. Sie entfaltet sich in drei «Strecken» und fünfzehn «Stationen».

Elysee.ch

mudac
Begegnungen im Bahnhof

Das mudac widmet sich der Idee der Begegnung und des Bahnhofromans, indem es das Individuum in den Mittelpunkt seiner Ausstellung stellt. Als Ort des Wie­dersehens, der Abreise und der zufälligen Begegnun­gen sind der Bahnhof und der Zug Orte, welche die Fantasie beflügeln.

mudac.ch